KVB-Vertreterversammlung: Politische Zumutungen verhindern Nachwuchs für die Praxen
Deutliche Kritik an der Politik, allen voran am Bundesgesundheitsministerium (BMG) und der vom BMG kontrollierten Gematik GmbH, übte die Vertreterversammlung (VV) der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB), die am 29. Juni 22 unter Leitung der Vorsitzen-den Dr. Petra Reis-Berkowicz in München tagte. So erzeugten unter anderem die im Praxisalltag nicht funktionierenden Anwendungen der Telematik-Infrastruktur (TI), neue Vergütungsregelungen für Apotheken wie auch die gestern von Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach verkündete Streichung der extrabudgetären Vergütung von Neupatienten erheblichen Unmut unter den gewählten Vertreterinnen und Vertretern der niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten.
Pharmakologie unter neuer Leitung
Univ.-Prof. Dr. rer. nat. Dietmar Fischer hat den Ruf auf die W3-Professur für Pharmakologie an der Medizinischen Fakultät und der Uniklinik Köln angenommen. Er wird zum 1. Juli 2022 Direktor des Zentrums für Pharmakologie und das Institut I (kommissarisch) sowie das Institut II am Zentrum leiten.
Sirana Pharma schließt eine Kooperation mit Pfizer
Sirana Pharma GmbH, ein Biotechnologieunternehmen mit Fokus auf der Entwicklung innovativer und wirksamer Therapien von Muskel- und Knochenerkrankungen mit ungedecktem medizinischem Bedarf, gab heute eine Forschungskooperation mit Pfizer Inc. bekannt, um ein potenzielles, neuartiges Behandlungskonzept für eine seltene Knochenkrankheit zu identifizieren und zu validieren. Die Zusammenarbeit wird Siranas proprietären, zielgerichteten microRNA (miRNA)-Ansatz nutzen, der auf eine substanzielle Regeneration von erkranktem Muskel- und Knochengewebe abzielt.
Der Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft 2022 geht an Anthony Hyman
Den mit einer Million Euro dotierten Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft 2022 erhält der britische Zellbiologe Anthony Hyman. Hyman und sein Team entdeckten 2009 – bei Studien an einzelligen Embryonen eines Fadenwurms – einen völlig neuen Zustand biologischer Materie: In der Zellflüssigkeit können sich örtlich Proteine in hoher Konzentration ansammeln. Diese „Kondensate“ ähneln winzigen Tropfen. Sie bilden sich dynamisch, teils in Sekundenschnelle, und werden meist auch schnell wieder abgebaut. Bei – oft altersbedingten – Störungen des Abbaus können sich in betroffenen Zellen toxische Stoffe ablagern, die neurodegenerative Krankheiten wie ALS oder Alzheimer auslösen. Hyman sucht nun nach neuen Medikamenten, die diese Krankheiten heilen könnten.
Versorgungsforschung und medizinische Leitlinien: Innovationsausschuss veröffentlicht neue Förderbekanntmachungen
Der Innovationsausschuss beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) hat auf seiner Website drei neue Förderbekanntmachungen veröffentlicht. Interessierte können sich über eine themenspezifische oder eine themenoffene Bekanntmachung um Fördermittel für Versorgungsforschungsprojekte bewerben. Mit einer weiteren Förderbekanntmachung werden Projektverantwortliche gesucht, die in ausgewählten Themenfeldern medizinische Leitlinien entwickeln oder weiterentwickeln wollen.
auf-augenhoehe-mitentscheiden
Seit knapp zehn Jahren sind Ärztinnen und Ärzte per Gesetz verpflichtet, Patientinnen und Patienten umfassend und verständlich über Behandlungen aufzuklären. Niemand soll später sagen: „Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich mich anders entschieden.“ Ein Modellprojekt am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) hat nun gezeigt, wie Patientinnen und Patienten mithilfe des SHARE TO CARE-Programms auf Augenhöhe einbezogen werden können. Die Ergebnisse wurden auf einer Pressekonferenz Ende Juni in Berlin vorgestellt. Etwa 40 Fachleute diskutierten in einem anschließenden Symposium, wie das Projekt deutschlandweit die Versorgung verbessern könnte.
Acht-Punkte-Plan für bessere Arzneimittelversorgung
Bei der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) droht im kommenden Jahr nach Berechnungen des Instituts für Gesundheitsökonomie (IfG) ein Defizit von 25 Milliarden Euro. Das entspricht rund 1,5 Beitragssatzpunkten. Zum Ausgleich des Defizits hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach ein Finanzstabilisierungsgesetz in Aussicht gestellt, dass neben einer Erhöhung des Bundeszuschusses auch Maßnahmen in Bezug auf die Arzneimittelausgaben vorsieht.
COVID-19: Ausländische Versicherte haben doppelt hohes Sterberisiko
Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit hatten im Jahr 2021 im Schnitt ein mehr als doppelt so hohes Risiko an COVID-19 zu versterben wie Menschen mit deutscher Staatsangehörigkeit. Das hat eine Datenanalyse der AOK Nordost von rund 1.600 Sterbefällen ergeben. Auch Menschen, die in sozial benachteiligten Ortsteilen wohnen, haben im Schnitt ein höheres Sterberisiko.
Zi Datenauswertung über die Patientenservice-Nummer 116117 schließt Corona-Erfassungslücke
Seit Juni 2022 erlebt Deutschland wieder einen Anstieg der Infektionen mit dem COVID-19-Virus. Die so genannte Sommerwelle führt zu steigenden Meldezahlen. Laut Robert Koch-Institut (RKI) ist der Omikron-Subtyp BA.5 die mittlerweile vorherrschende Virusvariante. Dabei handelt es sich zum großen Teil um Reinfektionen, da der Omikron-Subtyp BA.5 an vielen Stellen seines Erbmaterials mutiert. Dadurch ist er so verändert, dass er von den Immunzellen nicht richtig erkannt wird und sich auch Genesene erneut infizieren. Da in den RKI-Meldedaten nur positive PCR-Tests erfasst sind, ist nach Meinung von Expert:innen von einer hohen Zahl nicht erfasster Fälle auszugehen.
Finanzielle Atempause, aber keine nachhaltige Lösung
Anlässlich der am 28. Juni 22 vom Bundesminister für Gesundheit vorgestellten Eckpunkte für das GKV-Finanzierungsgesetz erklärt Dr. Doris Pfeiffer, Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, in einer ersten Reaktion:
Spifa: „Herr Lauterbach, das ist Betrug an der Fachärzteschaft!“
Die aktuelle Ankündigung von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, die Neupatientenregelung im Terminservice- und Versorgungsgesetz zu streichen, sorgt für Kopfschütteln beim Spitzenverband Fachärzte Deutschlands e.V. (SpiFa).
Gesundheit und Klima: DGIM gründet neue Arbeitsgruppe
Der Klimawandel wirkt sich wie Umwelt- und insbesondere Luftverschmutzung auch auf den menschlichen Organismus aus (1-3). Die Folgen sind auch in der Inneren Medizin in Form einer erhöhten Morbidität und Mortalität bei Extremtemperaturen nachweisbar. Doch auch das Gesundheitssystem selbst trägt zum Klimawandel bei. Um die Diskussion über die gesundheitlichen Folgen der Erderwärmung und Klimaveränderungen wissenschaftlich fundiert zu führen, hat die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM) eine neue Arbeitsgruppe (AG) „Gesundheit und Klima“ gegründet.
Zwei Innovationsfonds-Projekte positiv bewertet
Zwei abgeschlossene Projekte hat der Innovationsausschuss beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) heute als erfolgsversprechend für eine bessere Patientenversorgung eingestuft. Er regt gegenüber verschiedenen Organisationen und Institutionen im Gesundheitswesen an, zu prüfen, ob und wie die Projekterkenntnisse innerhalb des jeweiligen Zuständigkeitsbereichs berücksichtigt werden können.
Die wirtschaftliche Lage spitzt sich weiter zu – Kliniken immer stärker von Schließung bedroht
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) mahnt dringende wirtschaftliche Hilfen für die Krankenhäuser an. Hintergrund sind die aktuellen Daten aus dem jüngsten Krankenhausrating-Report des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung. Der Report hat die ökonomische Situation der deutschen Krankenhäuser untersucht, die auch 2020 so angespannt wie in den Vorjahren war.