Tools zur Förderung der organisationalen Gesundheitskompetenz in Krankenhaus, Pflege und Eingliederungshilfe: eine systematische Übersicht
Prof. Dr. phil. Katharina Rathmann / Judith Lutz MSc PH / Lena Salewski MSc PH / Prof. Dr. phil. Kevin Dadaczynski / Mag. Denis Spatzier
Die andauernde Corona-Pandemie führt uns täglich vor Augen, wie wichtig aktuelle und valide Informationen zur Wiederherstellung, Erhaltung und Förderung der Gesundheit sind. Wie leicht oder schwierig der Zugang zu gesundheitsrelevanten Informationen und Materialien ist, wird durch die Lebenswelten, in denen wir leben und arbeiten – und damit der sog. organisationalen Gesundheitskompetenz – maßgeblich bestimmt (Ernstmann et al. 2020; Schaeffer et al. 2018). Neben der individuellen Fähigkeit im Umgang mit gesundheitsrelevanten Informationen stehen gerade Organisationen bzw. Einrichtungen in der Verantwortung, die Beschaffung und den Umgang mit Gesundheitsinformationen der Nutzenden (d. h. Patient:innen, Bewohner:innen, Klient:innen und Angehörige) zu unterstützen (Ernstmann et al. 2020; Schaeffer et al. 2018). So erschwert bspw. die Verwendung von Fremdwörtern in gesundheitsbezogenen Informationen das Verständnis, während Texte in leichter Sprache auch für Menschen mit einem niedrigen Bildungshintergrund oder kognitiven Beeinträchtigungen verständlicher sind (Pelikan/Dietscher 2015). Gerade das Leitungs- und Fachpersonal spielt bei der Bereitstellung und im Umgang mit gesundheitsbezogenen Informationen eine wichtige Rolle für die Nutzenden und deren Gesundheitskompetenz (DeGani et al. 2020).ckende akute Erkrankungen wie Schlaganfall und Myokardinfarkt seltener dokumentiert. Die Verhaltensänderung, die sich aus der Umsetzung strenger Hygieneregeln ergab, könnte auch zu einem „echten“ Rückgang der Raten von Nicht-Covid-19-Infektionskrankheiten geführt haben (5,6). Mit anderen Worten: Die Maßnahmen zur Bekämpfung der Covid-19-Pandemie könnten auch die Ausbreitung anderer Keime beeinflusst haben, die Atemwegsinfektionen (AI) und gastrointestinale Infektionen (GI) verursachen. Aus diesem Grund wollten die Autoren in der vorliegenden Studie die Häufigkeit dieser AI und GI während der Covid-19-Pandemie anhand von Daten aus einer großen Datenbank untersuchen, in die anonymisierte Behandlungsinformationen von Haus- sowie von Kinder- und Jugendärzten in Deutschland einfließen.
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Erstveröffentlichungsdatum: 28.01.2022
Abstrakt: Tools zur Förderung der organisationalen Gesundheitskompetenz in Krankenhaus, Pflege und Eingliederungshilfe: eine systematische Übersicht
Einrichtungen der (Gesundheits-)Versorgung sehen sich zunehmend mit der Forderung nach der Gestaltung einer gesundheitskompetenten Organisation konfrontiert. Für die Stärkung dieser sog. organisationalen Gesundheitskompetenz liegen bereits Tools für das Krankenhaus vor, nicht jedoch für andere Versorgungsbereiche (d. h. Pflege und Eingliederungshilfe). Ziel ist es, vorhandene Tools zur Stärkung der organisationalen Gesundheitskompetenz für diese Einrichtungsarten zu systematisieren und differenziert nach Ebene (d. h. Einrichtung, Fachpersonal und Klient:innen) darzustellen. Für das Krankenhaus, Rehabilitationseinrichtungen und die Pflege wurden dafür n=5 Handreichungen gesichtet. Für Einrichtungen der Eingliederungshilfe diente eine systematische Datenbankrecherche (n=1.130 Treffer) und eine Handrecherche (n=51 Treffer) als Grundlage. Für das Krankenhaus, Rehabilitationseinrichtungen und die Pflege wurden n=54 Tools mit Schwerpunkt auf der Einrichtungsebene ermittelt. Bei Einrichtungen der Eingliederungshilfe waren es n=35 Tools, die hauptsächlich die „Gesundheitskompetenz der Nutzenden“ adressieren. Insgesamt stellen eine unterstützende Leitung, die Priorisierung der Gesundheitskompetenz auf allen Ebenen der Einrichtung und die zielgruppenadäquate und bedarfsbezogene Bereitstellung von Materialien und Maßnahmen eine wichtige Voraussetzung zur Förderung der Gesundheitskompetenz dar.
Literatur
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