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Diabetes: Liraglutid mit Sorgfalt anwenden

Der Berufsverband der diabetologischen Schwerpunktpraxen in Nordrhein (BdSN) empfiehlt das neue Medikament Liraglutid nur unter bestimmten Voraussetzungen

Liraglutid ist in Deutschland und Großbritannien seit Juli auf demMarkt. DieBehandlung mit dem neuen Diabetes-Medikament Liraglutid hält der BdSN „beibestimmten Diabetespatienten“ für sinnvoll. Der Berufsverband weist daraufhin, dass der Wirkstoff unter bestimmten Voraussetzungen verschriebenwerden sollte, um dann positiv wirken zu können. „Patienten, die aufihre aktuellen Medikamente gut eingestellt sind, haben aber keinenGrund, jetzt das Arzneimittel zu wechseln“, sagte Dr. Ulrich Nühlen vom BdSN.

Da das Medikament neu ist, sei noch nichts überLangzeitnebenwirkungen bekannt. In den Studien seienzwar einige 1000 Patienten beobachtet worden, allerdings nur über einenZeitraum von einem halben bis zu maximal zwei Jahren. Daher rät Dr. Nühlen, Patienten für eine Therapie mit Liraglutid sehr sorgfältig auszuwählen und genau zu beobachten, um zu weiteren Erkenntnissen zu gelangen.

Liraglutid – kein Insulinersatz

Grundsätzlich ist der Wirkstoff nur für Typ 2-Diabetiker geeignet, diebereits Tabletten gegen Diabetes einnehmen und noch kein Insulinbenötigen. „Einige Patienten glauben, sie könnten einfach aufLiraglutid wechseln und bräuchten dann nie wieder Insulin zu spritzen.Dies ist jedoch ein Irrtum“, sagte Dr. Matthias Riedel,“Liraglutid ist kein Insulinersatz.“

Der Wirkstoff sorgt dafür, dass nur bei erhöhtem Blutzuckervermehrt Insulin ausgeschüttet wird. Dadurch senkt das Medikament nichtnur den Blutzuckerspiegel, sondern vermindert auch das Risiko einerÜber- oder Unterzuckerung. Da Liraglutid über einen relativ langenZeitraum wirkt, müssen Diabetiker es nur einmal täglich unter die Hautspritzen. Auf Dauer kann das Präparat den Langzeitzuckerwert (HBA1c)um bis zu 1,2 Prozentpunkte senken. Studien, die zur Erprobung desneuen Medikamentes durchgeführt wurden, haben gezeigt, dass jedochhäufig Nebenwirkungen wie Übelkeit oder Durchfall auftreten, die imLaufe der Behandlung meist nachlassen.

Auch für eine Kombination mitInsulin ist die neue Arznei derzeit nicht zugelassen. In einigenJahren könnte sich diese Kombination nach entsprechenden Untersuchungenallerdings als wirksam herausstellen. Aufgrund mangelnder Erfahrungensollte Liraglutid bei Patienten mit Herzinsuffizienz oder entzündlichenDarmerkrankungen nur zurückhaltend verordnet werden. Auch beiMagenlähmung sollte das Medikament nicht zum Einsatz kommen. WennSymptome einer Pankreatitis auftreten, sollte Liraglutid abgesetztwerden.

Liraglutid bei übergewichtigen Patienten verordnen

Da Liraglutid im Vergleich zu anderen Diabetes-Medikamenten relativteuer ist, kann es aus finanziellen Gründen nur bei übergewichtigenDiabetikern verordnet werden, die ohne das neue Präparat auf Insulinumsteigen müssten und dort aufgrund ihres Gewichtes auf sehr hohe Dosenangewiesen wären. Hier kann sich Liraglutid zusätzlich positivauswirken, da der Wirkstoff ein Sättigungsgefühl hervorruft, das zurGewichtsabnahme führen kann.

Dr. Nühlen weist darauf hin, dass es sichbei dem neuen Medikament aber keineswegs um ein Wundermittel gegenÜbergewicht handelt: „In den Studien haben die Patienten bis zu zweiProzent ihres Körpergewichtes verloren. Die Änderung des Lebensstilsist auch mit Liraglutid unbedingt erforderlich. Hierzu gehören vorallem mehr Bewegung und eine ausgewogene Ernährung.“ In der Praxiszeigten sich dann auch erheblich größere Gewichtsabnahmen.