Fazit zum “Dritten gemeinsamen Symposium der Hermes Johannes-Burges-Stiftung & Fresenius University of Applied Sciences”
13.02.2023 16:10
Unter dem Titel ,,Prävention in der Gesundheitsversorgung: Gesundheitsökonomische und pharmakoökonomische Perspektiven‘‘ fand am 11. Januar 2023 das dritte gemeinsame Symposium der Hermes Johannes-Burges-Stiftung und der Hochschule Fresenius, am Campus der Hochschule in Wiesbaden statt.
Ressourcenknappheit ist ein Problem, das aktuell nicht nur im Gesundheitswesen, sondern im gesamten deutschen Sozialsystem immer deutlicher zu Tage tritt. Aufgrund dessen müssen neue Ansätze und Lösungen gefunden werden, um als Gesellschaft Prioritäten auch sektorenübergreifend richtig einzuordnen und die verfügbaren Ressourcen möglichst effizient einzusetzen.
Verschiedene Ansätze eines niederschwelligen Zugangs zur Gesundheitsversorgung
Vor diesem Hintergrund fokussierte das Symposium darauf, verschiedene Ansätze eines niederschwelligen Zugangs zur Gesundheitsversorgung im Hinblick auf ihren allokativen Nutzten und gesundheitsökonomischen Wert zu betrachten. Beispielhaft wurden dafür u. a. gesundheits- und sozioökonomische Analysen zur Impfung in Apotheken sowie zu einem potentiellen Rx–to–OTC Switch der sogenannten Minipille zur Empfängnisverhütung präsentiert. Die Effekte eines einfachen Zugangs zu rezeptfreien Arzneimitteln auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität auch außerhalb Europas wurden in einem Vortrag zum Thema “Self–care practices in sub–saharan african countries“ dargestellt. Anknüpfend an die verschiedenen Vorträge folgte eine Diskussionsrunde mit Experten unter der Moderation von Prof. Dr. Uwe May, Studiendekan und Inhaber des Stiftungslehrstuhls. Auf dem Podium vertreten waren Dr. Eva Maria Mittermaier von der Hermes Johannes–Burges–Stiftung, Larissa Kremer als Apothekerin und Head of Medical bei HRA Pharma, Lutz Boden, Leiter Abteilung Gesundheitsversorgung im Bundesverband für Arzneimittel–Hersteller (BAH), Joachim Henkel als Direktor der Krankenhaus–Rehabilitation der AOK Hessen und Cosima Bauer als Politikwissenschaftlerin, Gründerin und Geschäftsführerin von May und Bauer.
Mangel an humanitären und finanziellen Ressourcen
Grundtenor der Expertendiskussion war, dass es dem Gesundheitssystem derzeit an humanitären und finanziellen Ressourcen fehlt. Um diesen Missstand zu überwinden, sollten vorrangig die vorhandenen Ressourcen effizienter eingesetzt werden. Nur insoweit dies nicht ausreicht, erscheint es legitim, eine Erhöhung der Mittel zu Lasten anderer gesellschaftlicher Sektoren in Betracht zu ziehen. Unter dieser Prämisse wurden vor allem Faktoren wie die Stärkung der Gesundheitskompetenz, die Entlastung der Ärzte z. B. durch Förderung pharmazeutischer Dienstleistungen, sowie die Bewertung des Nutzens einer Therapie oder eines Arzneimittels aus sozioökonomischer Sicht besonders in den Vordergrund gerückt. Neben diesen Aspekten wurde aber auch die Bedeutung von gesundheitlicher Eigenverantwortung etwa im Rahmen von Selbstbehandlung und Selbstmedikation genannt, die ebenfalls einen Beitrag zur Entlastung des Systems leisten kann. Einigkeit herrschte allerdings unter den Diskussionsteilnehmern auch dahingehend, dass die grundlegende Bedeutung des Themas eigenverantwortliche Selbstbehandlung als tragende Säule in der Gesundheitsversorgung auf der politischen Ebene noch zu wenig erkannt ist. Zudem wird es von den Experten als zentrales Anliegen angesehen, die heilberufliche Kooperation zwischen Ärzten und Apothekern zu optimieren und konsequent am Ziel einer bestmöglichen Versorgung der Patienten auszurichten.
Das Ziel: Eine breit angelegte und wissenschaftlich basierte Debatte
Auch auf Basis der Diskussionsbeiträge der Experten, wurde deutlich wie wichtig es ist, eine breit angelegte und wissenschaftlich basierte Debatte zu den angesprochenen Themen zu führen. Dabei gilt es zu untersuchen und zu definieren, wie die Gesellschaft volkswirtschaftlich mit der Knappheit in den Sozialsystemen umgehen muss, um am Ende die höchstmögliche Wohlfahrt für
möglichst viele Menschen zu erzielen. In der Konsequenz bedeutet dies nicht zuletzt auch die Frage zu beantworten, wieviel Geld in Zukunft für das Gesundheitssystem und im Speziellen für die Arzneimittelversorgung ausgegeben werden sollte. Die positive Resonanz auf das Symposium gibt aus Sicht der Veranstalter Anlass dazu, den Dialog zu dem angesprochenen Themenkreis fortzuführen und auch verstärkt in Richtung Politik auszuweiten.