Ausbau und Koordinierung der Versorgungsforschung in Baden-Württemberg
Serie: Versorgungsforschung in den Bundesländern (Teil 1)
Serie: Versorgungsforschung in den Bundesländern (Teil 1)
Die Optimierung von Versorgungsprozessen und die Umsetzung neuer Erkenntnisse in den Versorgungsalltag mit dem Ziel der - unter Berücksichtigung begrenzter Ressourcen - bestmöglichen Versorgung von Patienten, ist für moderne Gesundheitssys-teme eine große Herausforderung. Eine tragfähige Versorgungsforschung bildet eine wesentliche Grundlage, um diese Herausforderung zu meistern. Das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst hat sich in Abstimmung mit dem Ministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren den nachhaltigen Ausbau der Versorgungsforschung in Baden-Württemberg zum Ziel gesetzt und im Jahr 2011 die Koordinierungsstelle Versorgungsforschung Baden-Württemberg eingerichtet.
>> Ein derart umfangreiches Vorhaben setzt zunächst eine stabile Basisstruktur voraus. Nach ersten Vorgesprächen bestand unter den beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die sich in Baden-Württemberg mit Fragestellungen der Versorgungsforschung auseinandersetzen, sehr schnell ein Konsens darüber, dass neben einer zentralen Koordinierungsinstanz auch Instanzen geschaffen werden müssen, die im - bzgl. Fläche und Einwohnerzahl - drittgrößten deutschen Bundesland an allen Medizinischen Fakultäten und am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Koordinierungsfunktionen übernehmen.
Koordinierungsstellen
Besonders positiv hervorzuheben ist die gute Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen den Verantwortlichen der Koordinierungsstellen, die von Beginn an von wissenschaftlicher Sachlichkeit sowie von großer Kooperationsbereitschaft geprägt war. Tab. 1 gibt eine Übersicht über die Koordinierungsstellen und die jeweiligen Verantwortlichen.
Nachwuchsakademie
Im Rahmen der „Nachwuchsakademie Versorgungsforschung Baden-Württemberg“ erhalten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener Disziplinen die Gelegenheit, sich selbstverantwortlich mit Fragen aus dem Bereich der Versorgungsforschung zu beschäftigen. Die Förderung richtet sich dabei explizit nicht nur an Personen in einem möglichst frühen Stadium ihres Werdegangs, sondern auch an erfah-renere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich neu hin zur Versorgungs-forschung orientieren. Auf Basis einer eigenen Projekt-idee wurde von den Teilnehmern der Nachwuchsakademie ein Projekt selbständig konzipiert, dessen Ergebnisse später in eigene Anträge für Programme der Versorgungsforschung (z.B. BMBF, DFG) sowie in eigene Publikationen münden sollen. In der ersten Ausschreibungsrunde werden aktuell 20 Nachwuchswissenschaftler-/innen über 18 Monate mit bis zu 40.000 Euro (als Personal- und/oder Sachkostenzuschuss) gefördert. Die erste Ausschreibungsrunde wurde im Frühjahr 2011 bereits erfolgreich durchgeführt. Aus insgesamt 79 sehr interessanten Antragsskizzen wurden unter Hinzuziehung von externen Gutachtern 20 Bewerber ausgewählt. Ende Mai fand ein 3-tägiges Auftaktseminar statt. Hier wurden die Projektskizzen der Teilnehmern zusammen mit den verantwortlichen Wissenschaftlern der Koordinierungsstellen weiterentwickelt. Außerdem gab es zahlreiche Seminarvorträge zu relevanten Themen der Versorgungsforschung. Abbildung 1 zeigt die Teilnehmenden (Nachwuchswissenschaftler, Referenden und Koordinatoren) des Auftaktseminares.
20 Nachwuchswissenschaftler werden mit ihren wissenschaftlichen Studien seit 15. September 2011 gefördert. Tab. 2 zeigt sowohl die inhaltliche als auch die regionale Diversität des Nachwuchsförderprogramms.
Beirat
Um von Beginn an die verschiedenen Perspektiven und Positionen der Institutionen einzubeziehen, die im gegebenen Kontext von Bedeutung sind, wurde ein „Beirat Versorgungsforschung Baden-Württemberg“ eingerichtet, der sich aus Vertretern ebendieser Institutionen zusammensetzt. Das erste Beirats-Treffen fand am 2. Mai 2011 Uhr in Stuttgart in den Räumlichkeiten der Robert-Bosch-Stiftung mit 37 Teilnehmern aus 31 verschiedenen Institutionen statt. Die Beiratsmitglieder wurden zunächst von den verantwortlichen Koordinatoren über die Ziele des Vorhabens zum Ausbau und zur Koordinierung der Versorgungsforschung in Baden-Württemberg sowie über aktuelle und geplante Umsetzungsmaßnahmen informiert. Anschließend äußerten die Beiratsmitglieder in einer sehr offenen und konstruktiven Gesprächsrunde ihre persönlichen Erwartungen an das Vorhaben. Wenngleich die Beiratsmitglieder zum Teil sehr unterschiedliche Funktionen der gesundheitlichen Versorgung in Baden-Württemberg übernehmen, so zeigte sich im Verlauf des Beiratstreffens, dass dennoch alle das übergeordnete Ziel einer patientenzentrierten und qualitativ hochwertigen gesundheitlichen Versorgung - unter Berücksichtigung der jeweils gegebenen Nebenbedingungen - verfolgen. Insgesamt bestand Konsens darüber, dass das Vorhaben einen wesentlichen Beitrag zur Verfolgung dieses Ziels leisten kann, und dass dieser neu gegründete, interdisziplinäre und multiprofessionelle Beirat einen elementaren Bestandteil des Gesamtkonzepts darstellt.
Ausblick
Mit der Einrichtung der Koordinierungsstelle Versorgungsforschung Baden-Württemberg, der lokalen Koordinierungsstellen und der Finanzierung des Nachwuchsförderprogramms hat das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst in Abstimmung mit dem Ministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren wegweisende Schritte für einen nachhaltigen Ausbau der Versorgungsforschung unternommen. Ausgehend von dem eingerichteten Beirat soll zukünftig die Vernetzung verschiedener Versorgungsbereiche, Professionen, Wissenschaftsdisziplinen, Fördermechanismen und Einrichtungen weiter vorangetrieben werden, um daraus neue Projektideen zu entwickeln. Neben einer bundeslandübergreifenden Vernetzung gilt unser Fokus auch einer stärkeren internationalen Ausrichtung, um eine internationale Anschlussfähigkeit der deutschen Versorgungsforschung zu erreichen. <<
von
PD Dr. Gunter Laux
PD Dr. Stefanie Joos
Prof. Dr. Thomas Becker
Prof. Dr. Monika A. Rieger
Prof. Dr. Hans Joachim Salize
Prof. Dr. Werner Vach
Prof. Dr. Joachim Szecsenyi