Saisonale Pollenallergien bei Kindern und Jugendlichen – Inanspruchnahme und Therapiepersistenz der spezifischen Immuntherapie
Dr. Jan Breitkreuz / Dipl.-Psych. Christine Witte MPH / Prof. Dr.-Ing. Thomas P. Zahn
Die pollenbedingte allergische Rhinitis (Heuschnupfen) gehört zu den häufigsten allergischen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter (Schmitz et al. 2017). In Deutschland beträgt die 12-Monats-Prävalenz eines ärztlich diagnostizierten Heuschnupfens bei den 3 bis 17-Jährigen 9,9% (Poethko-Müller et al. 2018). Dabei kommt es zu einer allergischen Reaktion der Nasenschleimhaut sowie der Augenbindehaut auf bestimmte Pollen, zum Beispiel die der Birke, welche unter anderem zu vermehrter Sekretion, Niesen, Einschränkungen bei der Nasenatmung und Juckreiz führt. Obwohl die Symptome einer Pollenallergie sehr belastend sein und die Lebensqualität und auch den schulischen Erfolg sehr einschränken können, werden sie häufig bagatellisiert (Greiner et al. 2011). Darüber hinaus werden der allergischen Rhinitis und deren Folgeerkrankungen, zum Beispiel Asthma bronchiale und später COPD, hohe direkte und indirekte volkswirtschaftliche Kosten zugeschrieben (Pfaar et al. 2014).
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Erstveröffentlichungsdatum: 04.06.2018
Abstrakt: Saisonale Pollenallergien bei Kindern und Jugendlichen – Inanspruchnahme und Therapiepersistenz der spezifischen Immuntherapie
Saisonale Pollenallergien gehören im Kindes- und Jugendalter zu den häufigsten chronischen Erkrankungen. Sie können nicht nur belastende Symptome und damit Einbußen der Lebensqualität bedingen, sondern auch Folgeerkrankungen wie Asthma bronchiale. Auf Grundlage der anonymisierten Abrechnungsdaten der AOK Nordost wurden die Inanspruchnahme und Therapiepersistenz der spezifischen Immuntherapie bei Kindern und Jugendlichen zwischen 6 und 17 Jahren untersucht. Innerhalb dieser Versichertengruppe beträgt die 3-Jahresprävalenz pollenbedingter Allergien 9,5%. Mit der spezifischen Immuntherapie steht für die saisonalen Pollenallergien eine kausale Therapie mit gut belegtem Nutzen zur Verfügung. Innerhalb von 5 Jahren nach erstmaliger Diagnosestellung nimmt sie mit 12% jedoch nur die Minderheit der Kinder und Jugendlichen mit einer ärztlich dokumentierten Diagnose in Anspruch. In Abhängigkeit von der Definition des Therapieabbruchs bricht zudem etwa die Hälfte (55% oder 48%) diese vorzeitig ab, obgleich der Therapieerfolg maßgeblich von der Persistenz beeinflusst wird.
Abstract: Children and young people with pollen allergy: Utilization and therapy persistence regarding specific immunotherapy
Pollen allergies are one of the most common chronic diseases in childhood and adolescence. They may cause not only severe symptoms resulting in restricted quality of life but also secondary diseases such as bronchial asthma. Use of and compliance with specific immunotherapy among children and young adolescents (6 to 17 years) were analyzed using data from a major regional German statutory health insurance in Northeastern Germany. Results are indicating a 3-year prevalence of 9.5% in the study population. Although a causal evidence based treatment is available, only 12% of children and young adolescents start a specific immunotherapy within 5 years after pollen allergy is diagnosed for the first time. Furthermore, depending on the definition of treatment discontinuation, about half of them (55% or 48%) end therapy early, even though compliance is crucial for a successful therapy.
Literatur
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Zusätzliches
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