Value Based Digital Health: Einsatz von Patientenfragebögen in Digitalen Gesundheitsanwendungen als Einstieg in eine nutzenbasierte Versorgung
Dr. rer. med. Florian Brandt MSc
Die Alterung der Gesellschaft, der Fachkräftemangel, aber auch die Digitalisierung prägen das Gesundheitswesen seit vielen Jahren und stellen große Herausforderungen an dessen Gestalter. Mit steigendem Alter steigt auch das allgemeine Erkrankungsrisiko (RKI 2020). Ältere Patientengruppen sind häufiger multimorbide und haben einen erhöhten Bedarf an Behandlungsmaßnahmen, die vom Gesundheitssystem finanziert werden müssen. Gleichzeitig sinken die systemseitigen Einnahmen, da das Finanzierungsmodell, zumindest in der GKV, auf Beiträgen beruht, die sich am Einkommen orientieren und das durchschnittliche Einkommen mit einem zunehmenden Anteil an Rentnern sinkt.1 Darüber hinaus kämpft das Gesundheitswesen mit einem Mangel an qualifizierten Fachkräften, der sich durch den steigenden Behandlungsbedarfs noch verschärft (Wunsch/Buchmann 2019) und in strukturschwachen ländlichen Regionen bereits in der medizinischen Grundversorgung sichtbar ist. Die Digitalisierung wirkt dem entgegen, indem sie im Gesundheitswesen ortsunabhängige Wege der Leistungserbringung eröffnet und sogar neue Leistungsbereiche hervorbringt. So wurde mit dem Digitale Versorgung Gesetz (DVG) die regelhafte Verordnungs- und Erstattungsfähigkeit ausgewählter Gesundheits-Apps, sogenannter Digitaler Gesundheitsanwendungen (DiGA), in der GKV eingeführt. Gleichwohl sind auch der digitale Umbau und die Schaffung neuer Leistungsbereiche mit zusätzlichen Kosten verbunden. Insgesamt steht das Gesundheitswesen somit vor einem erheblichen Finanzierungsproblem und es ist absehbar, dass die aktuellen Versorgungs- und Vergütungslogiken nicht zukunftsfähig sind.
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Erstveröffentlichungsdatum: 22.09.2021
Abstrakt: Value Based Digital Health: Einsatz von Patientenfragebögen in Digitalen Gesundheitsanwendungen als Einstieg in eine nutzenbasierte Versorgung
Mithilfe von Patientenfragebögen können Änderungen des Gesundheitszustands einfach erfasst und Behandlungserfolge dadurch messbar gemacht werden. Deren Einsatz in der Gesundheitsversorgung steigert somit die Patientenorientierung und kann zudem als Basis für eine erfolgsabhängige Vergütung dienen. Die DiGA-Versorgung bietet hierbei ein besonders geeignetes Anwendungsfeld. Eine fragebogenbasierte Messung des Gesundheitszustands innerhalb der DiGA in einem Prä-Post-Design, das heißt vor und nach Durchführung der DiGA-Therapie, wäre vergleichsweise einfach umsetzbar. Ein Vergütungsanspruch entstünde im Sinne eines Pay-for-Performance-Ansatzes nur dann, wenn der intendierte Therapieeffekt tatsächlich eintritt. Dies trüge zu mehr Transparenz hinsichtlich des therapeutischen Nutzens, aber auch zu mehr Versorgungseffizienz bei. Bei steigendem Reformdruck wäre dies zudem ein wichtiger Schritt in eine zukunftsfähige und nutzenbasierte Gesundheitsversorgung.
Zusätzliches
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