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Die neue S3-Leitlinie Demenz

Eine integrative Leistung zwischen Neurologie und Psychiatrie

Fachübergreifende und evidenzbasierteBehandlungsstandards für die rund 1,2 Millionen Demenzkranken inDeutschland sind angesichts der starken Belastung für diePatienten und ihre Angehörigen sowie aus gesundheitsökonomischenund volkswirtschaftlichen Gründen eine vordringliche Aufgabe derMedizin. Die Anzahl dieser Patienten wächst bereits heutekontinuierlich deutlich an und wird sich bis zum Jahr 2050verdoppeln.

Noch existieren in Deutschland aktuell mehrereLeitlinien zur Diagnostik und Therapie von Demenzerkrankungen. Diewissenschaftlichen Fachgesellschaften Deutsche Gesellschaft fürPsychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) und dieDeutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) sowie die DeutscheGesellschaft für Allgemeinmedizin (DEGAM) geben jeweils eigeneLeitlinien heraus. Diese unterscheiden sich bisweilen in ihrerAktualität und methodischen Qualität. Keine der verfügbarenLeitlinien erfüllt die höchsten international gefordertenStandards der formalisierten Evidenzaufarbeitung und der breitenKonsentierung mit allen Akteuren in der Versorgung von Demenzkranken.

Vor diesem Hintergrund haben die DGN und die DGPPN ineiner gemeinsamen Initiative unter Einbindung der Deutschen AlzheimerGesellschaft die Entwicklung einer methodisch höchstwertigenübergreifenden Leitlinie zu Demenzen gestartet.

Die Erstellung dieser Leitlinie ist von großerBedeutung, da erstmals detailliert für Deutschland Standards derwissenschaftlichen und klinischen Fachgesellschaften für diesewichtige Erkrankung festgeschrieben sind. Sie ist auch Voraussetzungfür den nächsten wichtigen Schritt zu Verbesserung derVersorgung von Demenzpatienten: die Erstellung einerVersorgungsleitlinie Demenz.

Die Methodik ihrer Entwicklung folgt den Regularieneiner S3-Leitlinie entsprechend den Vorgaben der ArbeitsgemeinschaftWissenschaftlicher Fachgesellschaften (AWMF), wobei Frau Prof. Ina B.Kopp, Marburg, den Prozess dauernd begleitet hat. Diesesstrukturierte Verfahren umfasst formalisierte und transparenteProzesse zur Evidenzrecherche und Konsentierung derLeitlinienaussagen durch alle in der Betreuung und Behandlung vonDemenzkranken tätigen Gesellschaften und Verbände. DieFormulierung der Empfehlung einschließlich der Festlegung vonEmpfehlungsstärken, die Evidenzbasierung und die Erstellung desLeitlinientextes sind abgeschlossen. Die Leitlinie wird währenddes DGPPN Kongresses 2009 vorgestellt und publiziert.

Thematisch umfasst die Leitlinie die Diagnostik undTherapie aller Demenztypen (Alzheimer Demenz, vaskuläre Demenz,frontotemporale Demenz, Lewykörperchen Demenz und Demenz bei M.Parkinson) sowie Empfehlungen zu Diagnose und Management der leichtenkognitiven Störung bis zur Prävention von Demenzen. ImVergleich zu anderen international hochwertigen Leitlinien liegt einbesonderer Schwerpunkt auf der Behandlung von psychischen undVerhaltenssymptomen sowie auf den psychosozialen Interventionen undnicht-pharmakologischen Therapieverfahren.

An dem formalisierten Konsensprozess unter Moderationder AWMF waren insgesamt 11 medizinische Fachgesellschaften, 7nicht-medizinische Gesellschaften und 14 Verbände, inklusiveBerufsverbände, beteiligt. Die nicht-medizinischenGesellschaften und Verbände umfassten Vereinigungen derPsychologen, Neuropsychologen und psychologischen Psychotherapeuten,der Ergo-, Musik-, Kunst- und Physiotherapeuten, der Logopäden,der in Pflegeberufen Tätigen und der Sozialarbeiter.