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Preis für innovative Arzneimittel

Der Galenus-von-Pergamon-Preis zeichnet hochqualifizierte Wissenschaftler in der Pharmakologie aus

In diesem Jahr würdigt der Galenus-von Pergamon-Preis, der in derFachwelt als Nobelpreis für innovative Arzneimittel gilt, gleich mehrereherausragende Leistungen in der Pharmakologie.

Im Fokus der 13-köpfigenExpertenjury standen diesmal drei Kategorien, aus denen jeweils einpreiswürdiger Sieger hervorging: Die erste der drei bewerteten Gruppen betrifftMedikamente aus dem Bereich Primary Care, also Medikamente, die beieiner breiten Patientengruppe eingesetzt werden.

Daneben wurde eineerfolgreiche Therapiemöglichkeit aus der Gruppe Specialist Careausgezeichnet, also ein Präparat, das für sehr wenige Menschen zur Behandlungseltener Erkrankungen erfolgreich eingesetzt wird. Bislang standen diese beidenKategorien in Konkurrenz um den Preis. Um nun beiden Gruppen gleichermaßengerecht zu werden, wird ab sofort jede für sich bewertet.

Wie in den Jahrenzuvor wurde von der Jury als dritter Preis eine herausragende Innovation in derpharmakologischen Grundlagenforschung gewürdigt. Das Jurorenteam umProfessor Erland Erdmann, Kardiologe aus Köln, zeigt sich erneut „beeindrucktvon den hier aufgezeigten neuen pharmakologischen Therapiemöglichkeiten, die zubewerten waren. Mit dieser Bewertung schaffen wir zum einen Aufmerksamkeit undzum anderen ist die Expertenmeinung ein objektiver Maßstab für diewissenschaftliche Bedeutung des ausgezeichneten Pharmakons.“

Auf einer feierlichen Gala mit Prominenz aus Wissenschaft, Politik undGesellschaft und hochrangigen Unternehmensvertretern aus Medizin undPharmakologie haben am 15. Oktober 2009 folgende Preisträger den diesjährigenGalenus-von-Pergamon-Preis entgegengenommen:

Primary Care: Der Gewinner des Galenus-von-Pergamon-Preises 2009 in der Kategorie Primary Care ist Procoralan®(Ivabradin) vom Unternehmen Servier. Mit diesem Präparat ist im Jahr 2006 nachlanger Zeit wieder ein innovativer Wirkstoff in die antianginöse KHK-Therapieeingeführt worden. Als erster selektiver If-Kanalhemmer reduziert er exklusivdie Herzfrequenz, ohne gleichzeitig Kontraktilität und kardialeErregungsleitung zu beeinflussen.

Indikation: Das Medikament ist für dieantianginöse Therapie bei symptomatischen Patienten mit koronarer Herzkrankheitund stabiler Angina pectoris zugelassen, die Betablocker nicht vertragen oderbei denen Kontraindikationen gegen Betablocker bestehen. Die Zulassung basiertauf den Ergebnissen von Phase-III-Studien, in denen die Substanz eineäquivalente Wirksamkeit im Vergleich zu antianginösen Standardtherapeutikaunter Beweis gestellt hat. 

Specialist Care: Der Gewinner desGalenus-von-Pergamon-Preises 2009 in der Kategorie Specialist Care ist Orfadin®(Nitisinon) von Swedish Orphan International. Das Präparat ermöglicht erstmalseine medikamentöse Therapie bei Patienten mit Tyrosinämie Typ 1. Die Situationder Patienten mit der seltenen, aber schweren genetischen Stoffwechselkrankheithat sich mit der Einführung des Arzneimittels im Jahr 2005 entscheidendverbessert.

Indikation: Nitisinon ist zugelassen zurTherapie von Patienten mit angeborener Tyrosinämie Typ 1. Es ist als OrphanDrug ausgewiesen. Die Therapie erfolgt in Kombination mit eingeschränkterAufnahme von Tyrosin und Phenylalanin durch die Nahrung. Durch Hemmung desnormalen Abbaus von Tyrosin mit Nitisinon bei Tyrosinämie Typ 1 wird dieAnhäufung toxischer Stoffwechselprodukte verhindert, die Leber und Nierenschädigen. Das Risiko für ein Leberkarzinom sinkt.

Die Sieger aus den Gruppen PrimaryCare und Specialist Care erhalten jeweils eine Medaille und eineUrkunde.

In der Kategorie Grundlagenforschunggibt es in diesem Jahr zwei Gewinner, die neben einer Medaille sich dasPreisgeld in Höhe von 10.000 € hälftig teilen:

Die Forschergruppe um Privatdozent HadiAl-Hasani vom Institut für Ernährungsforschung in Potsdam-Rehbrücke nimmt denGalenus-von-Pergamon-Preis 2009 in der Kategorie Grundlagenforschung entgegen.Das Team wird für die Entdeckung eines Gendefektes geehrt, der zumindest Mäuseauch bei sehr fettreicher Ernährung vor Adipositas und Diabetes mellitusschützt. Die Tiere werden nicht dick, egal, wie viel sie futtern.

DieEntdeckung: Al-Hasani und seine Mitarbeiter haben herausgefunden, dass Tieremit dem Gendefekt vermehrt überschüssiges Fett in ihren Muskeln verbrennen,statt es zu speichern. Gelänge es auch bei Menschen, gezielt in diesenMechanismus einzugreifen, ließe sich daraus vielleicht eine sehr wirksameAdipositas-Therapie entwickeln. Zuvor muss jedoch der Regelmechanismus nochgenauer untersucht werden, über den das neu charakterisierte Gen Tbc1d1 denFett- und Glukosemetabolismus beeinflusst. 

Die Forschergruppe um Professor Christian Weber vom Universitätsklinikum derRWTH Aachen erhält ebenfalls den Galenus-von-Pergamon-Preis 2009 in derKategorie Grundlagenforschung. Sie haben ein neues Konzept zurAtherosklerose-Therapie entwickelt.

Darin geht es um die nebenwirkungsarmeUnterbrechung der Wechselwirkung von Chemokinen, die die Atherosklerosefördern. Die Entdeckung: In Tierversuchen ist es den Wissenschaftlern gelungen,die Wechselwirkung von Chemokinen zu unterbrechen, die normalerweise atherogenund entzündungsfördernd wirken.

Die als Chemokine bezeichneten EiweißmoleküleCCL5 und CXCL4 können ein pathophysiologisch wirksames Paar bilden. Sie förderndie Entstehung der Atherosklerose. Ein von den Forschern entwickelterPeptid-Antagonist verhindert, dass sie ein Paar bilden. Im Tierversuch gab esweniger atherosklerotische Läsionen.

Der Galenus-von-Pergamon-Preis wurde von dem französischen Pharmakologen undMedizinjournalisten Roland Mehl im Jahr 1970 aus der Taufe gehoben. Seinerzeitwar es Mehls Motivation, der pharmazeutischen Forschung zu einer höherenBedeutung zu verhelfen.

Nach fast 40-jährigem Bestehen des Preises und nachintensiver Zusammenarbeit von Regierungen und Wissenschaftlern erfährt diepharmazeutische Industrie eine wesentlich größere Beachtung als früher. Dieszeigt sich auch daran, dass mittlerweile 11 Länder den Prix Galienvergeben. Der Preis ist benannt nach dem gleichnamigen Arzt, der im 2.Jahrhundert n.Chr. lebte und dessen nahezu 400 Schriften das Bild der Medizinfast 1.400 Jahre maßgeblich bestimmten. Der Galenus-von-Pergamon-Preis wird in Deutschland nun zum 17. Malgestiftet von der Ärzte Zeitung.