Abstracts by keywords: user-friendly healthcare
Mit seiner hohen Dichte an Versorgungseinrichtungen, einem kostenlosen Zugang zu medizinischen Leistungen, freier Arztwahl und einer hohen Ausdifferenzierung bietet das deutsche Gesundheitssystem seinen Versicherten ein breites Leistungsspektrum und eine Vielzahl an Wahlmöglichkeiten. Mündige und aufgeklärte Patientinnen und Patienten nutzen diese Freiheit und nehmen die Dinge immer häufiger selbst in die Hand: Sie sind besser informiert als jemals zuvor, hinterfragen, fordern ein, kennen ihre Rechte und wirken proaktiv an der Wiedererlangung oder Erhaltung ihrer Gesundheit mit. Eine derart selbstbestimmte und kompetente Nutzung des Versorgungssystems setzt voraus, dass Patienten mit gesundheitsrelevanten Informationen umgehen und sich aktiv in Entscheidungsprozesse einbringen können. Die aktuelle Studienlage deutet jedoch darauf hin, dass dies häufig nicht der Fall ist. Danach sieht sich über die Hälfte der deutschen Bevölkerung vor erhebliche Probleme gestellt, wenn es darum geht, gesundheitsrelevante Informationen zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und anzuwenden (Schaeffer et al. 2016). Die dafür erforderlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten werden als „Gesundheitskompetenz“ definiert. Ein kompetenter Umgang mit gesundheitsrelevanten Informationen bildet die Basis, um eine aktive Rolle im Behandlungsprozess einnehmen, sich in der Instanzenvielfalt des Systems zurechtfinden und sich partizipativ an Entscheidungen im Behandlungsprozess beteiligen zu können. Der vom englischen „Health Literacy“ abgeleitete Begriff „Gesundheitskompetenz“ erfährt daher in der deutschen Fachliteratur seit einigen Jahren wachsende Popularität und wird in der Public Health-Debatte weltweit immer häufiger als signifikante Größe beschrieben (Sørensen et al. 2012).