top

Abstracts nach Schlüsselbegriff: Innovation

Die Nachhaltigkeit innovativer Netzwerke im Gesundheitswesen: Ein literaturbasiertes Framework der Einflussfaktoren

Das deutsche Gesundheitswesen schneidet im internationalen Vergleich hinsichtlich Qualität und Effizienz gut ab, jedoch weisen komparative Studien auf existierende Optimierungspotenziale hin (Lauerer et al. 2013: 483–491; Manouguian et al. 2010). Trends wie z.B. der demographische Wandel, der die regionale Versorgungssicherung vor neue Herausforderungen stellt, erfordern eine kontinuierliche Verbesserung der Versorgungsstruktur und -qualität (Stüve 2009: 51–60; Amelung/Wolf 2011: 1566–1572). Um dieser gerecht zu werden, fordert die Politik eine stärkere Vernetzung und Zusammenarbeit zwischen den Leistungserbringern in Form von integrierten Versorgungsmodellen (Amelung et al. 2009; Mühlbacher 2002). Diverse Studien sehen vernetzende Struktur-, Produkt- und Prozessinnovationen als notwendig an, um entscheidend die Effizienz und Effektivität zu steigern (Omachonu/Einspruch 2010: 1–20; Varkey et al. 2008: 382–388; Ilinca et al. 2012: 193–202). Innovationen, welche als erfolgreiche Implementierung einer neuen Idee in einer wertsteigernden Weise für einige oder alle Beteiligten definiert sind, werden also nicht mehr länger nur durch einzelne Akteure initiiert, sondern vermehrt in kooperativen Netzwerken entwickelt und verbreitet (Akrich et al. 2002: 187–206; Varkey et al. 2008: 382–388). Mit dem Ziel der Verbesserung der medizinischen Versorgung fördern zwar EU-, Bundes- und Landespolitik Gesundheitsinnovationen aller Ebenen, allerdings existieren davon 40% nur bis zum Auslauf der Anschubfinanzierung (Savaya et al. 2008: 478–493). Diese Unbeständigkeit der Verbesserungsinitiativen wirkt sich negativ auf die Unterstützung und das Vertrauen der Gesellschaft in zukünftige Projekte aus (Shediac-Rizkallah/Bone 1998: 87–108). Denn der hohe Ressourceneinsatz während der Neueinführung bedingt die legitime Forderung auf Zielerreichung und langfristigen Erfolg und steigert das Interesse der Stakeholder für den Faktor der Nachhaltigkeit (Edwards et al. 2007: 37–47).

31.03.2016
AMNOG: Hindernis und/oder Beschleuniger für Innovationen?

Am 1. Januar 2011 trat das Gesetz zur Neuordnung des Arzneimittelmarktes (AMNOG) in Kraft. Die pharmazeutischen Unternehmen (pU) müssen seit In­krafttreten des AMNOG für alle Arzneimittel mit neuen Wirkstoffen mit dem Datum der Markteinführung Nachweise über den Zusatznutzen des neuen Wirkstoffs vorlegen. Ausweislich des Referentenentwurfs zum AMNOG war es eine Zielsetzung dieses Gesetzes, „verlässliche Rahmenbedingungen für Innovation, die Versorgung der Versicherten und die Sicherung von Arbeitsplätzen“ zu schaffen (1). Die forschenden pharmazeutischen Arzneimittelhersteller haben sich dem mit der Dossier-Erstellung verbundenen extrem hohen administrativen Aufwand gestellt. In öffentlichen Äußerungen bescheinigt das IQWiG den Dossiers der pharmazeutischen Unternehmer eine gute Qualität. Nach drei Jahren Erfahrung mit der frühen Nutzenbewertung stellt sich nunmehr die Frage, ob das AMNOG Hindernis oder Beschleuniger für Innovationen ist.

24.01.2013
Gesundheitsökonomische Analysen zur Abgrenzung von Innovation und Fortschritt

Der Koalitionsvertrag 2013 erwähnt im Abschnitt „Gesundheit und Pflege“ (abgesehen vom neuen Innovationsfonds) nicht ein einziges Mal die Worte Innovation und Fortschritt, aber dafür wird diesem Aspekt im wirtschaftspolitischen Teil des Vertrages sehr breit Rechnung getragen. Kernpunkt ist dabei das Ziel, mindestens 3 % des Bruttoinlandproduktes zukünftig in Forschung und Entwicklung zu investieren. Um dies zu erreichen, wird im Vertrag sehr prominent auch das Gesundheitswesen erwähnt, für das die Bundesregierung beispielsweise plant, innovative Produkte und Prozesse im Bereich der individualisierte Medizin sowie in der Geschlechter- und Altersmedizin zu fördern. Allerdings stellt sich die Frage, welche Effekte solche Forschungsinitiativen auf die tatsächliche Versorgung im Gesundheitssystem haben, ob also die Translation in den Versorgungskontext gelingt und angemessene Verfahren und Beurteilungsmethoden zur Verfügung stehen, um darüber zu entscheiden, welche Innovationen tatsächlich einen medizinischen oder gesellschaftlichen Fortschritt darstellen und daher überhaupt den Weg in die allgemeine Versorgungspraxis finden sollten. Dies ist Gegenstand der Versorgungsforschung, bei der es aus gesundheitsökonomischer Sicht immer um die Abwägung zwischen dem festgestellten Nutzen einer Maßnahme und dem zu ihrem Einsatz erforderlichen Ressourceneinsatz geht. Die Nutzung dieser Erkenntnisse ist je nach Leistungssektor im Gesundheitswesen höchst unterschiedlich, was auf Nachholbedarf hindeutet, der im vorliegenden Beitrag thematisiert werden soll. Ausgangspunkt soll zunächst eine kurze Abgrenzung von Innovation und Fortschritt sein, um dann zu diskutieren, welchen Beitrag Kosten- und Nutzenanalysen bei dieser Unterscheidung leisten können.

24.01.2013