Abstracts nach Schlüsselbegriff: Evaluation
Während in den Vereinigten Staaten (dem „Mutterland“ der Versorgungsforschung [8,13,16]) seit 2009 mehr als eine Milliarde US-Dollar in Forschungsprojekte investiert wurden, um die Versorgungsforschungskonzepte Comparative Effectiveness Research (CER) und Patient-Centered Outcomes Research (PCOR) im Forschungsalltag zu etablieren [3-7], befindet sich die Versorgungsforschung in Deutschland noch in einem frühen Entwicklungsstadium [8]. Zumindest in Baden-Württemberg besteht seit 2011 ein durch Landesmittel gefördertes Programm zur Förderung der Versorgungsforschung [17,18]. Auch hier wurde die Disziplin jedoch bisher noch nicht flächendeckend in Forschung und Lehre umgesetzt, bis heute wurde die Versorgungsforschung von den Medizinischen Fakultäten in Baden-Württemberg nicht als Pflichtfach in die Studienordnungen der Humanmedizin aufgenommen (Stand: Dezember 2013). Die Möglichkeiten, Versorgungsforschung im Studium zu verankern, sind daher begrenzt, zumal auch in dem 2003 in die Approbationsordnungen aufgenommenen Querschnittsbereich (QB) „Gesundheitsökonomie, Gesundheitssystem, öffentliche Gesundheitspflege“ und in der sozialmedizinischen Lehre versorgungsforschungsrelevante Inhalte bisher kaum umgesetzt werden [9-12]. Es stellt sich daher die Frage, wie die Versorgungsforschung erfolgreich in das Medizinstudium implementiert werden kann, um zukünftige Ärztinnen/Ärzte und WissenschaftlerInnen für die Fragestellungen der Disziplin zu sensibilisieren. Neben dem QB und der sozialmedizinischen Lehre könnten entsprechende Lehrinhalte in den klinischen Fächern und im Rahmen einer Wahlpflichtveranstaltung (WPV) realisiert werden. Grundsätzlich sind die Anforderungen an eine Wahlpflichtveranstaltung an den baden-württembergischen Hochschulen unterschiedlich geregelt, in Tübingen wird (gemäß Studienordnung vom 6.5.2013) ein Mindeststundenumfang von 40 Unterrichtseinheiten gefordert.
31.03.2015
Die individuelle Lebensführung, Lebensbedingungen, Bewältigungspotenziale, adäquate medizinische und soziale Betreuung, Prävention und Rehabilitation beeinflussen sowohl den Gesundheitszustand, die Lebensqualität und das Wohlbefinden im höheren Lebensalter als auch die im medizinischen und pflegerischen Bereich anfallenden Kosten. Geriatrische Patienten weisen ein höheres Risiko für eine Hospitalisierung auf und leiden meist nicht nur an einer chronischen Krankheit, sondern an weiteren (Ko-)Morbiditäten. Ein indikationsübergreifendes, präventiv ausgerichtetes geriatrisches Fallmanagement ist ein erfolgversprechender Ansatz, die Lebensqualität und die Selbstmanagementkompetenz der Betroffenen zu verbessern und gleichzeitig die Krankenhausausgaben zu verringern.
05.10.2012
Die Entwicklung im Gesundheitswesen beinhaltet als einen der wesentlichen regulierenden Faktoren die Umsetzung von Verträgen zwischen verschiedenen Playern. Verträge laufen nicht von alleine, es genügt nicht Inhalte zu vereinbaren und zu unterschreiben. Bereits bei Vertragsschluss muss die Evaluation mit berücksichtigt und geplant werden, und zwar nicht erst nach 3 Jahren, sondern laufend und begleitend. Die passende Quelle für die Informationen richtet sich, ebenso wie die Art und Anzahl der benötigten Informationen nach der Vertragsform und den Vertragsinhalten. Zur Betrachtung von Selektivverträgen mit Ärzten oder -gruppierungen werden Daten und Auswertungen aus Stichproben relevanter Größe, die auch regionale valide Betrachtungen und Hochrechnungen zulassen, benötigt. Auswertungen aus Abrechungsdaten reichen hier nicht aus, da sie das ärztliche Verhalten nicht in ausreichendem Maße widerspiegeln.
23.09.2012
Die Disease-Management-Programme (DMP) zielen auf die flächendeckende Verbesserung der medizinischen Versorgung chronisch kranker Patienten. Das Ziel des Behandlungsprogramms ist es, über den gesamten Verlauf einer chronischen Krankheit und über die Grenzen der einzelnen Leistungserbringer hinweg die Behandlung der Patienten zu koordinieren sowie die Gesundheit der Patienten auf der Grundlage medizinischer Evidenz zu optimieren. Einerseits geht es darum die „Varianz“ der Behandlung durch den Behandler zu minimieren (Glaeske 2011) und Behandlungsgrundsätze für die Behandlung durch die Ärzteschaft basierend auf der medizinischen Evidenz zu ermöglichen. Andererseits soll auch der Patient aktiv in den Behandlungsprozess eingebunden werden. In der Arzt-Patient Interaktion sollen Behandlungsziele in Bezug auf die Veränderung des Lebensstils oder auch das Erreichen medizinischer Werte festgelegt werden. Die Behandlungsschritte und der gesundheitliche Zustand werden in einem Dokumentationsbogen durch den behandelnden Arzt festgehalten. Im Rahmen der gesetzlichen Evaluation der DMP werden zudem für eine Stichprobe der Patienten Leistungsausgaben und Befragungsdaten zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität erhoben. Diese Daten werden – in pseudonymisierter Form – auf Individualebene verknüpft und ausgewertet.
24.02.2012
Die Gesundheitsökonomie betont bei der Versorgungsforschung die knappen Mittel so zu verteilen, dass insgesamt ein Maximum an Bedarfsdeckung, gemessen an Patientennutzen, erreicht wird. Das bedeutet eine möglichst effiziente Versorgung, während aus medizinischer Sicht die wirksamste Maßnahme – ohne Berücksichtigung der Kosten – bevorzugt würde. Mittels ex ante Kosten-Nutzen-Analyse ist es möglich, verschiedene Handlungsalternativen bzw. Versorgungskonzepte zu modellieren. Nach angemessener Beobachtungszeit ist eine Re-Evaluation der erhaltenen alltagsbezogenen Versorgungsdaten sinnvoll. Ziel ist die gezielte und kontinuierliche Optimierung der Versorgungsqualität, nicht eine Kostendämpfung. Die tatsächliche Kosten-Nutzen-Relation eines realisierten Versorgungskonzepts kann hier helfen. Eine Versorgungsforschung, die sich nur auf die Kosten oder nur auf den Nutzen konzentriert, kann aus ökonomischer Sicht keine optimale Versorgung ergeben. Aus diesem Grund gilt es, in der Versorgungsforschung verstärkt der Effizienz durch Kosten-Nutzen-Bewertung Aufmerksamkeit zu schenken.