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Abstracts nach Schlüsselbegriff: Gesundheitsökonomie

Psychotherapie vs. fachärztliche Behandlung in der ambulanten psychiatrischen Versorgung

In vergleichenden Analysen von Psychotherapie und fachärztlicher Behandlung (psychiatrische Basisversorgung) soll untersucht werden, in wie weit die gegenwärtige ambulante Versorgung den Maßgaben von Bedarfsorientierung/Versorgungsgerechtigkeit und Kosteneffektivität/Wirtschaftlichkeit genügt. Da zur psychiatrischen Basisversorgung mehrere Arbeiten vorliegen (z.B. Melchinger 2008, 2010), wird hier der Fokus auf Psychotherapie gelegt.

23.09.2012
Die medizinische Versorgung hochbetagter Menschen in stationärer Pflege

Mehr als 700.000 Menschen wohnen heute bereits in Pflegeheimen; die Inanspruchnahme stationärer Pflege nimmt weiter zu. Die wenigen Erhebungen über die medizinische Versorgung in den stationären Pflegeeinrichtungen zeigen ein einheitliches Bild. Wegen der eingeschränkten Mobilität der Heimbewohner ist die fachärztliche Versorgung sehr unbefriedigend; demzufolge gibt es Defizite in Diagnostik und Therapie. Dies gilt insbesondere für die Menschen mit Demenz. In den Pflegeheimen beträgt die Quote der an Demenz erkrankten Menschen ca. 65 %. Trotzdem wird nur eine Minderheit neurologisch/psychiatrisch versorgt. Die Versorgung mit Antidementiva ist unzureichend. Das niedrige medizinische Leistungsniveau hat mehrere Ursachen und entspricht nicht dem Altersbild der Gesellschaft; es ist darüberhinaus gesundheitsökonomisch fragwürdig. Mehrere Erhebungen und Studien zeigen z.B. den reduzierten Betreuungs- und Pflegeaufwand bei gleichzeitiger Therapie mit Antidementiva („Memantine”).

01.10.2009
Schuster bleib‘ bei deinen Leisten: Das IQWiG und die Gesundheitsökonomie

Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat mit dem GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz (GKV-WSG) die zusätzliche Aufgabe übertragen bekommen, auch die ökonomische Bewertung von Arzneimitteln in Form von Kosten-Nutzen-Bewertungen durchzuführen. In ihrem letzten Beitrag für diese Zeitschrift (MVF 1/2009: 32-37) haben der Leiter des IQWiG, Prof. Dr. med. Peter Sawicki, sowie zwei seiner Mitarbeiter die vom IQWiG neu entwickelte Methodik sowie deren Motivation kurz vorgestellt. Vor dem Hintergrund der langjährigen Forschung in der Gesundheitsökonomie fällt das Fazit enttäuschend aus. So wurden weder die international angewendeten Standards der wissenschaftlichen Forschung berücksichtigt, noch langjährige Erfahrungen anderer vergleichbarer Bewertungsagenturen wie des National Institute for Health and Clinical Excellence (NICE) in die konkrete Ausgestaltung der Kosten-Nutzen-Bewertung einbezogen. Somit bleibt die Hoffnung, dass bei Vorlage und Diskussion der vor kurzem vergebenen Pilotstudien auch der Einfluss der gesundheitsökonomischen Fachkreise wieder ansteigen wird, um den deutschen Sonderweg in der Kosten-Nutzen-Bewertung wieder mehr in Richtung der in der Gesundheitsökonomie akzeptierten Standards zu rücken.

01.04.2009
Der deutsche Sonderweg in der Bewertung von Kosten-Nutzen-Verhältnissen durch das IQWiG

In Deutschland wurden gesundheitsökonomische Instrumente zur Arzneimittelbewertung erstmals durch das GKV-Modernisierungsgesetz eingeführt. Grundlage dieser Wirtschaftlichkeitsabwägung von Arzneimitteln sind die internationalen Standards der Gesundheitsökonomie, die explizit im Gesetz gefordert sind. Die vom IQWiG vorgelegten Methodenentwürfe sind bislang insuffizient und unterliegen einer breiten Kritik. So unterliegt das vom IQWiG vorgeschlagene Konzept der Effizienzgrenze vielen methodischen Unzulänglichkeiten. Zudem wird der QALY als indikationsübergreifendes Nutzenmaß strikt abgelehnt. Auch entspricht die gewählte Perspektive der Versichertengemeinschaft und die enge Einbindung der Nutzenparameter nicht dem internationalen Standard. Der Vorschlag des IQWiG ist damit nicht geeignet, um die erforderlichen Handlungsanleitungen für die Durchführung von Kosten-Nutzen-Bewertungen neuer Medizintechnologien zu schaffen. Ein Blick auf die internationalen Methoden, die in vielen anderen Ländern seit geraumer Zeit etabliert sind, zeigt alle notwenigen Lösungsansätze auf. Diese Lösung wird auch Auswirkungen auf die Landschaft der Versorgungsforschung haben.

01.04.2009
Pharmazeutische Innovationen: Sind GKV-Versicherte bereit, für neuartige Insuline zu bezahlen? – Ermittlung der Präferenzen durch ein Marktexperiment

In der hier vorgestellte Studie werden die Präferenzen von Mitgliedern der deutschen Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) hinsichtlich der modernen Insulintherapie von Diabetikern untersucht. Die zentrale Frage lautete: Soll das langwirksame Insulinanalogon weiterhin von der GKV bezahlt werden? Die gesundheitsökonomische Antwort ist einfach. Wenn die Zahlungsbereitschaft auch jener Menschen, die nicht auf Insulin angewiesen sind, die Zusatzkosten des neuen Präparats übersteigt, spricht nichts gegen eine Vergütung durch die GKV. Ist ihre Zahlungsbereitschaft niedriger als die Zusatzkosten, könnte immer noch jene der Patienten selbst in Form einer Zuzahlung ausreichen, um die Zusatzkosten zu decken. Mit einem sog. Marktexperiment wurden 2007 die Präferenzen durch Befragung von 1.100 GKV Versicherten (davon 500 Diabetiker) ermittelt. Die Resultate zeigen: Nicht nur mit Insulin behandelte Diabetiker, sondern auch solche, die nur ein orales Arzneimittel benötigen, sowie Nicht-Diabetiker ziehen aus „Insulindetemir“ einen zusätzlichen Nutzen gegenüber Humaninsulin. Zwar geben besonders die Nicht-Diabetiker einer Finanzierung durch Zuzahlung den Vorzug, doch ist ihre Zahlungsbereitschaft über einen erhöhten GKV-Beitrag so hoch, dass sie die zusätzlichen Kosten gegenüber einer Behandlung mit Humaninsulin übersteigt. Somit steht auf Grund dieser Kosten-Nutzen-Analyse einer Finanzierung des Arzneimittels „Insulindetemir“ durch die GKV nichts entgegen.

19.10.2008