Abstracts nach Schlüsselbegriff: Routinedaten
Bislang gibt es für Deutschland nur wenige Studien, die die Versorgungsrealität einer Eisenmangel/-anämie-Behandlung von Tumorpatienten untersuchen, die unter Chemotherapie sind. Im Rahmen einer europäischen prospektiven Beobachtungsstudie wurde für die Jahre 2001/02 bei über 15.000 Tumorpatienten eine Prävalenz von Anämie von 40% (zu Studienbeginn) und 67% (im Verlauf der Studie) gemessen. Darüber hinaus wurden der Anteil der Patienten mit Anämie-Therapie und die Verteilung der verschiedenen Therapieoptionen erhoben. Von diesen Patienten wurden knapp 40% mit antianämischen Präparaten behandelt, wobei ESA den höchsten Anteil unter den Behandlungsoptionen aufwies (Ludwig et al. 2004). Darüber hinaus erhoben Steinmetz und Kollegen (2016) Daten von knapp 1.000 Krebspatienten in Deutschland hinsichtlich demographischer und krankheitsspezifischer Charakteristika sowie die Verteilung der antianämischen Behandlungsoptionen. Dabei zeigte sich, dass ein Großteil der Patienten Bluttransfusionen zur Therapie der Anämie erhalten haben und sowohl ESA als auch i.v. Eisen eine eher untergeordnete Rolle bei der Behandlung spielten. Das Ziel dieser Kohortenstudie ist deshalb, die Versorgungssituation von Patienten mit Tumorerkrankung und Eisenmangel/-anämie-Therapie zu untersuchen. Um die Versorgungsrealität in Bayern (1/7 der Versicherten der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) in Deutschland) näher zu ergründen, wurden zu diesem Zweck im Rahmen eines PHARAO-Projekts der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) Patientencharakteristika sowie krankheitsspezifische Therapieoptionen mittels Diagnose- und Abrechnungsdaten analysiert.
04.04.2019
Die Herzinsuffizienz stellt eine der medizinisch und gesundheitsökonomisch bedeutsamsten Erkrankungen in Deutschland dar (Neumann et al. 2009; Gensichen et al. 2004; Zugck et al. 2010; Willich et al. 2013; Buhr et al. 2007). Die Prävalenz der Herzinsuffizienz ist stark altersabhängig, so dass davon auszugehen ist, dass die Kosten für Diagnostik und Therapie der Herzinsuffizienz angesichts der alternden deutschen Bevölkerung in den nächsten Jahren ansteigen werden. Ein Großteil der Behandlungskosten der Herzinsuffizienz entstehen im stationären Bereich (Zugck et al. 2010). Vor diesem Hintergrund haben effektive integrierte Versorgungsprogramme das Potenzial, die Versorgung von Herzinsuffizienz-Patienten zu verbessern und gleichzeitig Dekompensationen, die besonders häufig im stationären Setting behandelt werden, zu verhindern. Effektive neue Versorgungsprogramme ermöglichen es, die Behandlungsabläufe besonders im ambulanten Bereich zu optimieren und die Patienten aktiv in das Behandlungskonzept einzubinden (Buhr et al. 2007).
29.11.2016
Es ist davon auszugehen, dass aufgrund der demografischen Entwicklungen, der zunehmenden Mobilität im Alter sowie der steigenden Anzahl adipöser Menschen, die Arthrosen und damit auch die Implantation von Knieendoprothesen in den nächsten Jahren noch weiter zunehmen wird (Großschädl/Stronegger 2013; Weinstein et al. 2013; König/Kirschner 2003). Bei der Knieendoprothetik handelt es sich um ein hoch standardisiertes Verfahren, das gut dazu geeignet ist, anhand eines Behandlungspfades abgearbeitet zu werden. Durch die Implementierung von klinischen Behandlungspfaden konnte eine Verbesserung des Ablaufs erreicht werden, welcher mitunter dafür verantwortlich ist, dass die Revisionsrate und Verweildauer bei Knieprotheseimplantationen kontinuierlich vermindert wurde (Loftus et al. 2014; König/Kirschner 2003; Lüring et al. 2010). Der Nutzen, den Behandlungsverlauf bei Knieendoprothese darzustellen und sich in der Praxis daran zu orientieren, liegt vor allem darin, dass dadurch eine strukturierte Versorgung der Patienten sichergestellt werden kann (Lüring et al. 2010). Die Analyse spezifischer Routinedaten anhand eines adaptierten Behandlungspfades ermöglicht es, Potenziale im Behandlungsverlauf zu identifizieren und eröffnet Verbesserungsmöglichkeiten im Sinne eines besseren Therapieergebnisses [Graf/Hofmann 2003; Wirth 2003]. Die wichtigste Datenquelle der Versorgungsforschung in Österreich bilden Routinedaten der sozialen Krankenversicherungsträger. Wenn die Daten gut aufbereitet werden, ist es anhand deren Analyse möglich, Transparenz hinsichtlich Trends und Kosten in der Versorgungsforschung sowie Basiswissen für die Versorgungsplanung zu schaffen (Pfaff et al. 2011; Howell et al. 2009).
31.03.2015
Zur Erfassung, Bewertung und Veränderung von Versorgungsprozessen müssen die erhobenen Daten in sinnvollen Kennzahlen operationalisiert werden. Diese Kennzahlen bilden die Dimensionen Finanzen, Leistungen und Qualität ab. Aufgrund des stark sektorisierten Aufbaus des deutschen Gesundheitswesens erfolgte traditionell eher die Bewertung des einzelnen Versorgungssektors. Moderne Kennzahlensysteme müssen jedoch in der Lage sein, einen sektor-, fachdisziplinen- und berufsgruppenübergreifenden Versorgungsprozess abzubilden. Krankenkassen haben durch mehrere Gesetzgebungsverfahren eine aktivere Rolle bei der Gestaltung neuer Versorgungsformen erhalten. Die den Krankenkassen zur Verfügung stehenden Daten sind inzwischen von guter Qualität und erlauben die Abbildung der Versorgung mittels Kennzahlen. Hierzu können Kennzahlensysteme zum Einsatz kommen, die eine versorgungsprozessübergreifende parallel zu einer sektorspezifischen Sicht ermöglichen. Unter Einsatz derartiger Systeme können Krankenkassen sowohl steuernd in den Versorgungsprozess eingreifen wie auch die Auswirkungen eines derartigen Eingriffs erkennen.